Die NOZ schreibt am 26.08.2020: "Große Online-Umfrage geht ins Detail - Das denken die Iburger über ihre Innenstadt"

Die Bad Iburger mögen ihre Stadt. Und sie identifizieren sich mit ihr. Das ist ein positives Ergebnis der großen Umfrage über die Innenstadt, an der sich 348 Kurstädter beteiligt haben. Weniger erfreulich: Schauen die Teilnehmer mit der Touristen-Brille auf ihren Stadtkern, landet der nicht unter den Musterschülern.

Vom 18. Mai bis 18. Juni konnten die Bad Iburger den ausführlichen Fragebogen der Stadt im Internet und auf Papier ausfüllen. Anlass für diese corona-gemäße Bürgerbeteiligung sind das "Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept" (ISEK) und seine vorgeschalteten Untersuchungen. Dabei geht es um die Themen Städtebau, Wirtschaft, Soziales und Verkehr.

Mit dem Entwicklungskonzept für die Innenstadt plant Bad Iburg die Gestaltung des Gebiets zwischen dem Charlottenburger Ring im Norden über die Große Straße bis hin zu Kolbach und Mühlentor in den nächsten 10 bis 15 Jahren. Die Voruntersuchungen sind Bedingung für die Bewerbung um eine Aufnahme ins Städtebauförderprogramm.

Wer hat mitgemacht?

Die Mehrzahl der Teilnehmer (44 Prozent) ist zwischen 45 und 64 Jahren alt, 37 Prozent sind 25 bis 44 Jahre alt. Knapp ein Drittel der Befragten wohnt im Untersuchungsgebiet Innenstadt, 96 Prozent in Bad Iburg, der Großteil (40 Prozent) schon lange, nämlich zwischen 21 und 50 Jahren, der Löwenanteil von ebenfalls 40 Prozent in einem Zwei-Personen- Haushalt. Nur 13 Prozent der Teilnehmer arbeiten in der Innenstadt.

Welches Thema ist für die Teilnehmer am wichtigsten?

Mit Blick auf die nächsten zehn Jahre nennt die Mehrheit den Komplex "Einzelhandel, Arbeit, Tourismus und Wirtschaft" als ihr Topthema, gefolgt vom Bereich "Bildung, Stadtkultur und Zusammenleben". Besonders liegt den Teilnehmern eine Angebotserweiterung am Herzen. Öffnungszeiten sollten verlängert werden, auch um die Stadt für Touristen und Anwohner als Kurort zu erhalten.
Angeregt wird auch, Treffpunkte und Austauschmöglichkeiten für alle Generationen und Angebote für Jugendliche und Kinder zu schaffen.

Auf Platz drei landet der Bereich "Stadtraum, Bauen und Wohnen", gefolgt von "Mobilität und Verkehr". Der Komplex "Klima, Umwelt, Energie" landet auf dem letzten Platz der Interessen.

Verkehr und Freiraum

Knackpunkt beim Thema Freiraum ist die Große Straße: Fast 210 Befragte wünschen sich hier eine höhere Aufenthaltsqualität. Auf Platz zwei und drei dieses Wunsches landen Schlossstraße (133 Nennungen) und Beckerteichpforte (115 Nennungen). Bei den Plätzen liegen der Hanseplatz und der Bereich Rathaus und Gografenhof im Fokus.

Erfreulich: Die meisten Menschen sind zu Fuß (62 Prozent) oder per Rad (21 Prozent) in der Innenstadt unterwegs. Das Auto nutzen demnach nur 14 Prozent. Bus fährt keiner.

60 Prozent finden, dass es genügend Parkplätze in der Innenstadt gibt. 14 Prozent sind der Meinung, dass es so reichliche Parkflächen gebe, dass einige besser für Sitzgelegenheiten oder die Außengastronomie genutzt werden könnten. Zusammengenommen halten also knapp Dreiviertel die Zahl der Parkplätze für ausreichend. 28 Prozent sind sogar der Ansicht, dass es in der Innenstadt zu viele Parkplätze gebe.

Dass die Große Straße an bestimmten Tagen autofrei ist, gefällt vier von zehn Befragten. Weitere 35 Prozent meinen dagegen, dass die Straße generell für Autos gesperrt werden, Fahrräder aber erlaubt sein sollten. Rund 18 Prozent wünschen sich eine reine Fußgängerzone. Nur knapp sechs Prozent möchten die Große Straße durchgängig mit dem Auto befahren.
60 Prozent sind mit der Infrastruktur für Fahrradfahrer zufrieden. Die Unzufriedenen mahnen sichere Radwege und Stellplätze an. Vor allem die Große Straße sei zu schmal für Radler und nicht barrierearm genug.

Einzelhandel und Wirtschaft

In der Bad Iburger Innenstadt werden sowohl Lebensmittel als auch Non-Food-Artikel eingekauft. 18 Prozent kaufen Lebensmittel hier täglich ein, häufigstes Ziel ist der Edeka-Markt Dütmann. Weiter in der Rangliste: sonstige Läden, Bäckereien und das Mühlentor-Zentrum mit sechs Prozent. Auch Dienstleister wie Banken und Friseure werden gerne in Anspruch genommen.

Nicht-Lebensmittel weisen im Vergleich die höchste Zahl an Nennungen auf, für welche die Innenstadt „nie“ aufgesucht wird. Das größte Interesse gibt es an Mode. Das liegt vermutlich auch an der Anzahl der Bekleidungsgeschäfte. Auf den ersten drei Plätzen der Non-Food-Läden landen Heuer, Ernstings Family und Ostermöller.

Über die Hälfte der Befragten besucht ein- bis zweimal im Monat Cafés, Kneipen oder Restaurants in der Innenstadt, über 20 Prozent sogar mehr als fünfmal monatlich. Für Einkäufe außerhalb der Innenstadt nutzen die Befragten vor allem Aldi, das EKZ, fahren nach Glandorf, Hilter und Osnabrück. Gründe sind größere Sortimente, bessere Parkmöglichkeiten sowie kundenfreundlichere Öffnungszeiten ohne Mittagspausen. Zudem werden an anderen Einkaufsorten das Einkaufserlebnis sowie eine gewisse Abwechslung gelobt. Die Konzentration des Iburger Sortiments auf Bekleidung trage zu einer geringeren Vielfalt und einem geschmälerten Einkaufserlebnis bei. Ebenfalls erwünscht: gehobenere Restaurants.

Wohnung, Soziales und Bildung

Der Großteil der Teilnehmer (67 Prozent) kann sich derzeit nicht vorstellen, in der Innenstadt zu wohnen. Hier spielen die Faktoren Natur, Platz und eine größere Freiheit am Stadtrand oder im Einfamilienhaus eine Rolle. Abschreckend wirken Lärm und mögliche Parkplatzprobleme in der Innenstadt.

Auf der anderen Seite würde jeder Zehnte wegen der kurzen Wege gerne in der Innenstadt wohnen, spätestens im Alter. Hinzu kommen knapp 20 Prozent der Teilnehmer, die bereits in der Innenstadt wohnen. Die meisten Teilnehmer sind mit dem Wohnungsangebot und dem Mix an Wohnnutzungen zufrieden (122 Nennungen). 78 Teilnehmern fehlt bezahlbarer Wohnraum zur Miete, 67 als Eigentum.

40 Befragte wünschen sich mehr Wohnungsangebote für Senioren wie Mehrgenerationenhäuser und barrierefreie Wohnungen. Im Alter wird das betreute Wohnen bevorzugt. Weniger positiv besetzt sind die Wohnformen Altenheim und ganz besonders Pflegeheim. Auch solle beim Wohnen mehr auf die Interessen von Familien mit Kindern geachtet werden. Über 40 Teilnehmern fehlen Kinderspielplätze.

Auch fehle es an Angeboten sozialen und Bildungsangeboten für Jugendliche. Mit fast 120 Nennungen folgt der Wunsch nach Angeboten für die Erwachsenenbildung und den Mehrgenerationen-Austausch (86 Nennungen): Diese würden immer wichtiger.

Tourismus und Kultur

Die Bad Iburger spazieren gerne über ihren Baumwipfelpfad, das Landesgartenschaugelände, den Kneipp-Erlebnispark und rund um den Charlottensee. Beliebt sind auch Teutoburger Wald und Freden. Positiv vermerkt werden Schloss, Kurpark und die zahlreichen Vereine, die in der Stadt verortet sind.

Viele vermissen jedoch Einrichtungen wie Kinos, Open-Air-Veranstaltungen, Konzerte, Hallenbad, Veranstaltungsräume für Lesungen und Vorträge, Theater und Kabarett, einen Bouleplatz sowie eine ansprechende Gastronomie mit Außensitzgelegenheiten. All das würde den Ort abwechslungsreicher gestalten – ein wichtiger Faktor für die Attraktivität für Touristen. Manchen Befragten fehlen zur Steigerung der Lebensqualität Festivitäten wie Musik-, Stadt- oder Sommerfeste.

Bei der Frage "Wie schätzt Du die Attraktivität der Innenstadt für Touristen ein?", landet Bad Iburg auf einer Skala zwischen Null und Fünf auf der 2,72: viel Spielraum für Optimierungen. Highlight der Stadt bleibt das Schloss. Es wird gerne vorgezeigt. Verbesserungen sind aber auch hier möglich: Gewünscht werden ein Café, längere Öffnungszeiten und mehr Veranstaltungen.

Zweiter beliebter Anziehungspunkt ist der Baumwipfelpfad. Vorschläge zur Verbesserung zielen ebenfalls auf ein ansprechendes Gastronomieangebot, Preissenkungen sowie weitere Möglichkeiten zum Verweilen. Insgesamt fehlen den Befragten Veranstaltungen und Außengastronomie in der Innenstadt. Erwünscht sind ein Besucher- und Parkleitsystem. Die Große Straße nimmt ein Großteil als "aus der Zeit gefallen" wahr. Der Charme der 70er zieht hier nicht mehr. Das unmoderne Pflaster solle ausgetauscht werden, die Tourist-Information wieder in die Innenstadt umziehen.

Stadtbild und Image

Die Teilnehmer der Umfrage verbinden mit ihrer Innenstadt die historische Stadtstruktur mit der Aufgabe als Kurort- und Gesundheitszentrum, deren Ausbau gewünscht ist. An dritter Stelle (64 Nennungen) wird das Image als Kultur- und Tourismuszentrum genannt. Auch dieses solle ausgebaut werden, denn dieser Sektor wurde von den meisten Teilnehmern (139 Nennungen) als Wunsch-Image für das Jahr 2030 genannt. Nur wenige verbinden Bad Iburg heute mit dem Image einer klimafreundlichen Stadt. Für 2030 wünschen sich dies aber über 120 Befragte.

Eine ähnlich starke Diskrepanz zwischen heutiger Erscheinung und dem gewünschten Image in zehn Jahren zeigt sich beim Thema Einkaufsstadt. Nur 45 Nennungen sehen Bad Iburg schon heute als Shopping-Zentrum, 106 Personen wünschen es sich für die Zukunft.

Gestalterische Mängel sehen die Befragten insbesondere im Bereich der Tankstelle am Charlottenburger Ring, der Großen Straße und an den Innenstadteingängen Beckerteichpforte, Münsterstraße und Arkadenstraße sowie am westlichen Ende der Schlossstraße und im Mühlentorzentrum.

Als typisch für ihre Stadt nennen die Teilnehmer zuerst und mit großem Abstand das Schloss. Es folgen der Baumwipfelpfad, Fleckenskirche und Charlottensee, Uhrenmuseum und Rathaus sowie der Kneipperlebnispark.

Und sonst so?

Die Teilnehmer der Umfrage wünschen sich weniger politische Konflikte und mehr produktive Lösungen sowie weniger Autoverkehr in der Innenstadt. Mehr Lebensqualität, weniger Barrieren werden gefordert. Das Stadtmarketing müsse sich verbessern. Kurstatus und historische Innenstadt werden schon sehr wertgeschätzt. Die Teilnehmer regen aber an, den Fokus stärker auf die Kneipp-Philosophie und den Fahrradtourismus zu legen. Und eines noch: Die Kommunikation zwischen Stadt und Bürgern solle, das wünschen sich viele Bad Iburger, gerade in Entwicklungsprozessen wie der Planung der Innenstadt weiter intensiviert werden.


Zum Artikel: NOZ vom 26.08.2020 "Große Online-Umfrage geht ins Detail - Das denken die Iburger über ihre Innenstadt"

 

 

Zum Seitenanfang